Ab 1934 bis zu seinem Tod lebte Kraus nicht nur sehr zurückgezogen, auch nahm er von seinem angriffslustigen Stil Abstand. Seine ungewohnt defensive Haltung und fast schon kontemplative Auseinandersetzung mit Shakespeares Werk in dieser Zeit werden oft als »innere Emigration« bezeichnet. »Wenn der Abscheu stärker ist als die Lust, ihn zu meistern, empfiehlt sich die Zurückziehung auf die Welt Shakespeares und der Sprache, und die Flucht in eine Wirklichkeit, die keine Wirksamkeit gewährt«. Diese Sentenz stammt ebenfalls aus der Essayskizze von 1936. Vor allem der Verweis auf Shakespeare ähnelt dem bekannten Kraus-Zitat aus einem Brief an seine langjährige Freundin Sidonie Nádherný: »Die Weltdummheit macht jede Arbeit – außer an Shakespeare – unmöglich.« Während Kraus in der Niederschrift die »Zurückziehung« auf Shakespeare und die Sprache empfiehlt, beschränkt sich der Rückzug im Brief, den er vier Wochen vor seinem Tod am 12. Juni 1936 verfasste, allein auf die Welt Shakespeares.
Die veränderte Haltung führte Kraus in dem Essayentwurf auf ein Ungleichgewicht der inneren Verhältnisse zurück: Der Abscheu sei größer als das Verlangen, ihn zu überwinden. Diese Selbstdiagnose verweist auf eine wesentliche Motivation seiner Schreibpraxis. Auch wenn er Journalisten, Schriftsteller sowie Politiker in der Fackel durchgehend kritisierte, so waren sie doch zugleich Bedingung seiner Texte. Der Abscheu wurde durch die Lust, die sich im Schreiben ausdrückt, bezwungen und produktiv genutzt.
Das überlieferte Manuskript zeigt Kraus’ Versuch, das Dilemma schriftstellerisch zu überwinden. Zwar deutet der auf der dritten Seite abgebrochene Text ein Scheitern an. Doch bezeugen die mit etlichen Streichungen und Änderungen versehenen Zeilen seine Suche nach Worten, die sich im Gegensatz zur Juli-Ausgabe der Fackel nicht mit den Verwerfungen der Sozialdemokratie, sondern mit der Rolle der Presse befassen. Wie der Essay Dritte Walpurgisnacht blieben aber auch diese Zeilen zu Kraus’ Lebzeiten unveröffentlicht. Nach außen hin verharrte er bis zuletzt in seinem Schweigen, das Ausdruck seiner sprachlichen Ohnmacht gegenüber dem Nationalsozialismus war. Die Texte aus dem Nachlass zeigen dagegen, dass Kraus weiter versuchte, das Zeitgeschehen schreibend zu bewältigen.