Einer der wichtigsten Orte für das jüdische Musikleben in München war, neben der Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße, das sogenannte Museum im Palais Portia, ein barockes Stadtpalais inmitten der Münchner Innenstadt. Das »Museum« war nach der darin residierenden, gleichnamigen literarischen Gesellschaft benannt und verfügte über einen großen Konzert- und Ballsaal sowie einen kleineren Vortragsraum. Der Konzertsaal wurde von der lokalen Musikszene für seine hervorragende Akustik geschätzt. Aufgrund schwindender Mitgliedereinnahmen und hoher Instandhaltungskosten sah sich die »Museums«-Gesellschaft im Jahr 1934 allerdings gezwungen, das Palais an die benachbarte, private Bayerische Vereinsbank zu veräußern. Während frühere Kaufversuche der Bank auf starke Proteste der Presse und der Münchner Bevölkerung gestoßen waren, die das historisch bedeutsame Palais lieber in der Obhut der »Museums«-Gesellschaft als in den Händen eines Geldinstituts sahen, war es ironischerweise nun die Bank, die das Gebäude mit seinem Konzertsaal nach dem Erwerb umgehend renovierte und die Fortsetzung des Musikbetriebs sicherte – und damit auch die Veranstaltungen des Kulturbunds überhaupt ermöglichte.
Für die Vereinsbank, die die Säle vermietete, bedeutete der Veranstaltungsbetrieb jedoch nicht nur regelmäßige (obgleich vermutlich eher geringe) Einnahmen, sondern war auch mit Risiken verbunden. Nichtjüdische Besitzer, die ihre Räumlichkeiten dem Kulturbund zur Verfügung stellten, wurden immer wieder von den NS-Behörden bedrängt und zur Unterlassung aufgefordert. Bei der Bayerischen Vereinsbank kam hinzu, dass diese noch bis Anfang 1938 Juden in ihren Führungsgremien beschäftigte und deshalb von der Gauleitung und anderen NS-Funktionären in München ab Mitte der 1930er Jahre mehrfach als »Judenbank« diffamiert worden war. Die Bereitstellung des »Museums« für den Kulturbund wirft ein Licht auf eine selten thematisierte, jedoch unumgängliche Vorbedingung jüdischen Kulturlebens im NS-Staat: Es mussten sich immer Gebäudeeigentümer, Gaststättenbesitzer oder Privatpersonen finden, die bereit waren, ihre Räumlichkeiten für derartige Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Vermieter, bei denen es sich wie im Fall der Vereinsbank um nichtjüdische Institutionen handelte, verdienen hierbei besondere Beachtung.
Abgesehen von der an sich schon bemerkenswerten Vermietung des Saales an den Kulturbund ist hier aber noch ein anderer Aspekt von Bedeutung. Neben Kulturbund-Veranstaltungen wurde das »Museum« weiterhin für eine Vielzahl nichtjüdischer Aktivitäten genutzt. Hieraus ergab sich ein enges Nebeneinander mitunter sehr unterschiedlicher Träger: So richtete der Kulturbund am 8. November 1934 im großen Saal des »Museums« einen Rezitations- und Gedenkabend zu Ehren des wenige Monate zuvor verstorbenen Dichters Chaim Nachman Bialik aus. Wie bei allen Kulturbund-Veranstaltungen war auf behördliche Anordnung ausschließlich jüdisches Publikum zugelassen. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von dem Münchner Tenor Ernst Mosbacher sowie dem Dirigenten und Pianisten Erich Erck. Zur selben Zeit fand den Münchner Neuesten Nachrichten zufolge im kleinen Saal ein Vortrag mit dem Titel »Gegenwartsbetrachtungen« des Schriftstellers und ehemaligen Pastors Georg Schott statt, der bereits 1924 eine Hitler-Biografie vorgelegt hatte und sich offen als Anhänger völkisch-antisemitischer Positionen zu erkennen gab.