1977 erschien Fritz Sterns Studie über Otto von Bismarck und seinen Bankier Gerson von Bleichröder unter dem Titel Gold and Iron in den USA. Kurz darauf erschien das Werk in Deutschland als Gold und Eisen. Historiker in beiden Ländern verstanden das Werk durchaus unterschiedlich. Ihre Interpretationen ermöglichen Rückschlüsse über die Ausrichtung der deutschen und amerikanischen Geschichtswissenschaft in den späten 1970er Jahren.
Gold und Eisen verschaffte dem 1926 in Breslau geborenen Fritz Stern, der aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung 1938 mit seiner Familie in die USA floh, erstmals breite Aufmerksamkeit in Westdeutschland. Die Rolle Bleichröders für Bismarcks Politik hatten Zeitgenossen und Historiker bisher vernachlässigt oder anhand von antisemitischen Klischees beschrieben. Der deutsch-jüdische Bankier avancierte zu einem wichtigen Berater Bismarcks und hatte Teil an dessen großen politischen Triumphen. »Bleichröders Karriere ist beispielhaft für die tiefreichende Ambiguität der deutschen Gesellschaft, die in vielen Darstellungen eher oberflächlich betrachtet wird, wenn überhaupt«Fritz Stern, Gold und Eisen. Bismarck und sein Bankier Bleichröder, Hamburg 2000, S. 18., schrieb Stern über die Gründe für seine Beschäftigung mit dem Thema. Sterns Ziel war es, die bisher kaum sichtbare Bedeutung Bleichröders und damit auch die jüdische Seite der preußischen Geschichte in den Fokus zu rücken. Damit behandelte er ein in Westdeutschland marginalisiertes Forschungsgebiet.